Quadratscheißerfreuden

Es war, überlegte Myrine, eigentlich schon ein postfaktorisches Übrigbleibsel, dieses Tier … war es eins? Jener gleich einem samtenen, mit schillernden Knubbeln überzogene Krabbelrochen, der sich gleich einem wallenden Tuch die Wände emporbewegen konnte, aber auch morgens zusammengeknüllt in der Teetasse, die sie aus dem Regal holte, zu sitzen vermochte, und der sich jetzt in voller Breite über das Sofa fläzte. Mit sachtem Blubbern dehnte er sich gerade über die letzte frei gebliebene Ecke aus.

Myrine seufzte, denn dieses so behaglich nach schnurrender Wasserkatze klingende Geblubber kündigte an, weshalb das Tier keinen Namen hatte als »Quadratscheißer«. Es blubberte, schnurrte und knurrte, dann fiel ein kleiner Würfel zu Boden, der durchdringend nach Zimt mit Vanille roch und definitiv ein Stoffwechselprodukt war.

Anfangs hatte sie das furchtbar gestört und sie hatte den freundlichen älteren Herrn verflucht, der sie in der Raumfahrerkneipe auf ein paar Vurguzz eingeladen und die Nacht bei ihr verbracht hatte, und der ihr dann am Nachmittag des folgenden Tages das Tier in die Hand gedrückt hatte, zum Draufaufpassen, nur bis er wiederkäme, und dann würde er sie auch zum Essen ausführen – ha! Das war nun zwei Monate her.

Immerhin hatte sie herausgefunden, dass jene grau wirkende, stets Punkt sieben Uhr mit trippelnden Schritten das Haus verlassende Nachbarin, die in der Pathologie arbeitete und unweigerlich schniefte und nieste, wenn sie auf Lebende traf, so vollständig auf das Aroma der Quadratscheißerwürfel abfuhr, dass sie hohe, sehr hohe Summen dafür zu zahlen bereit war, und das nutzte Myrine aus, so dass sie nun quasi umsonst wohnen konnte und immer mehr Geld zur Verfügung hatte, frei hatte, Zeit hatte, Pläne schmieden konnte.

So hatte die Sache ihr Gutes. Natürlich hatte der Mann ihr gefallen, doch seit sie morgens zutiefst glücklich aufgewacht war, weil das samtene Tier seine blubbernden Falten um ihren Kopf gelegt hatte, so dass sie wunderbar träumte, war sie mit dieser Alternative schon sehr zufrieden und fand die Situation ausgesprochen ergebnisoffen.

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2 Comments

  1. Ich glaube, das ist wirklich das erste Mal, dass ich über Quadratscheiße … äh … ergebnisoffen nachgedacht habe. Toll, echt. Ein Hoch auf andere Universen!
    Liebe Grüße
    Christiane 😉

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