Berlin hin und zurück

Das Foto zur Situation … wegen anderweitiger Verpflichtungen musste ich meiner Klasse nach Berlin hinterherfahren.  Zum Glück reiste die ganze Stufe gemeinsam und sie waren gut aufgehoben.

Ich wiederum hatte ein Billigticket ergattert, was wegen der Affenhitze schon beim zweiten Umsteigen nicht mehr cool war. Beim dritten Umsteigen kam auf dem eben noch entsprechend „beschrifteten“ Gleis der falsche ICE, den ich dann schnell verließ und mit dem RE weiterzockelte, mit Orientierung nach Sicht. Die Kollegin erkundigte sich, wo ich sei. Auf meine Auskunft hin schrieb sie „Mein Gott!“.

In Frankfurt tappte ich entnervt zum Schalter und erklärte, dass sie mir das Ticket anrechnen soll auf eine Direktverbindung. Das Mädel hinter dem Schalter begann wortlos zu stempeln und zu schreiben und erklärte, dass der Anschluss eh Verspätung gehabt habe – sie hatte mir auf das Billigticket eine Freigabe für alle Züge gestempelt und der ICE nach Berlin gehe auf Gleis 9 um 9.13.

Sehr zufrieden holte ich einen Kaffee und einen Wrap, erhielt eine nette Mail und war mit der Welt zufrieden … bis mein Blick auf die Anzeigetafel fiel. Die hatte sich verändert und der ICE, der einfuhr, ging nicht nach Berlin. Es war 9.09.

Ich fragte einen Schaffner, der keine Ahnung hatte und auf den Kollegen vorne am Zug verwies.  Der würde was wissen. Ich versenkte den vollen Kaffeebecher im Müll, um rennen zu können.

Der Kollege schickte mich auf Gleis 7, wo Berlin jetzt angezeigt war. Als dort auch die Anzeige wechselte und eine Stampede einsetzte, warf ich den restlichen Wrap ebenfalls in den Müll.

Ich kann nämlich die gesprochenen Ansagen nicht verstehen, für mich ist das nur unverständliches Gebrabbel. Aber ein freundlicher Mensch in einem zerknautschten blauen Sakko blieb stehen, fragte, was ich brauche und zeigte mir das neue richtige Gleis, zum Glück einfach gegenüber. Eines jener Beispiele dafür, wie viel Leute ändern können, die einfach mal stehen bleiben und mitgucken.

Im Zug versicherten mir andere verwirrte Gestalten nach forschenden Blicken auf die Anzeigetafeln, dass dies der ICE nach Berlin sei.

Betäubt von der Hitze verstaute ich mich auf dem nächstbesten Platz. Der Schaffner hatte mein gestempeltes Papier schon durchgewunken, als ich durch eine Rückfrage an einen weiteren Passagier kapierte, dass ich in der Ersten Klasse saß. Auch gut, sehr gut … Ich hielt mich fein stille und es fragte auch keiner mehr.

Nach meiner Ankunft verlief ich mich um Mitternacht auf Kreuzberger Straßen, weil mein Handy-Navi quasselte statt mir den Weg zu zeigen (da liefen zwei Straßen im Kreis, das war dem Ding zu viel), aber zum Glück gab es Straßenschilder und Kollegen, die abholen können – ich war auch fast da gewesen.

Der Aufenthalt war klasse. Auf der Rückfahrt blieb uns der Bus liegen, die Kupplung gab den Geist auf. Und zwar in einer Autobahnkurve ohne Haltestreifen. Kinder aus dem Bus, Kinder in den Bus … zum Glück kam bald die Polizei, und wenig später ein Linienbus, der uns zum nächsten McDonald’s brachte.

Zwei Stunden später traf der Ersatzbus ein, der uns eine Raststätte weiter brachte.  Dort warteten wir auf dem Abschleppwagen mit unserem Bus, unserem Gepäck und unserem Fahrer. An dieser Stelle stellte sich heraus, dass der Kollege, der beim Organisieren am aktivsten war, noch einen Koffer in Berlin hatte … einige Telefonate später wusste er auch, wo er war, und wirkte wieder zufrieden.

Und wir waren noch vor Mitternacht zuhause!

 

 

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