Nils Hirseland – Sternenportal Druithora (DORGON 84)

Das „Sternenportal Druithora“ von Nils Hirseland ist einer der Romane der Special Edition von DORGON, der Fanserie aus dem Perry-Rhodan-Universum, an denen ich besonders hänge, weil wir ihn vor der Neuveröffentlichung ziemlich vollständig umgearbeitet haben und in diesem Rahmen auch unsere Zusammenarbeit bei der interaktiven Gestaltung der DORGON-Website einen ganz anderen Umfang erreichte. Und ich mag die Personen.

Seit die Überarbeitungen so weit waren, dass die überarbeiteten Romane wöchentlich eingestellt werden können, hat Nils die Seiten zu den einzelnen Romanen mit Galerien der enthaltenen Personen, Orte und Raumschiffe bereichert und die Personenlisten mit den Seiten der Charaktere verlinkt, so dass man leichter einen Überblick bekommt.

In den Romanen der Special Edition wurden öfter mal zwei oder mehrere der Ursprungsromane miteinander verbunden. Die 84 enthält denn auch Begegnungen ganz verschiedener Personen – Remus Scorbit und seine Frau Uthe, deren Ehe kriselt, treffen den Ritter der Tiefe Gal’Arn und seinen Schüler, Remus‘ alten Freund Jonathan. Sie lernen die unsterbliche Alyske Elyn kennen und hören den Bericht ihrer Erlebnisse in M 87 mit den Völkern aus dem M 87 – Zyklus, den Moogh, Druis, Konstrukteuren des Zentrums und Bestien.

Dann taucht Cau Thon auf, der Sohn des Chaos, und sorgt für Unruhe. Dabei unterstützt ihn Roi Danton, der sich neuerdings wieder als König der Freihändler verkleidet, allerdings in der Piraten-Variante, seinem Vater eine furchtbare Szene macht und zu Cau Thon überläuft – oder doch nicht?

Hier der Beginn – weiter geht es dann auf http://www.dorgon.net/quarterium/heft-084/

1.

Das neue Leben

April 1306 NGZ, SOLARIS STATION

Jetzt sind wir wenigstens wieder nahe an Cartwheel dran, überlegte Remus Scorbit, während er seinen Koffer auf das Bett legte. Er sah aus dem Fenster. Dort befand sich das Sternenportal, jener gewaltige Transmitter der Entität DORGON. Das Sternenportal war eine Art Dimensionstunnel. Es überbrückte in Nullzeit den Abstand zu jeder beliebigen Galaxis, die eine Gegenstation besaß. SOLARIS STATION war eine von drei Raumstationen, die nach der Besiedelung Cartwheels auf Seiten der Lokalen Gruppe errichtet worden waren. Sie befand sich in unmittelbarer Nähe zum Sternenportal.

Diese drei Stationen, neben SOLARIS STATION noch SUN STATION und SOL STATION, waren strategisch wichtig. Sollte es irgendwann zu einem Konflikt zwischen dem Quarterium und der LFT kommen, mussten die drei Stützpunkte in der Hand der LFT bleiben. Wer die Raumstationen beherrschte, konnte das Sternenportal kontrollieren.

Technologie und Herkunft der Anlage waren unbekannt. Ein Raumschiff musste seine Kurskoordinaten über eine bestimmte Frequenz an die vier Empfangsstationen senden. Diese justierten sich dann und erzeugten den gigantischen intergalaktischen Transmitter, durch den das Raumschiff oder eine ganze Flotte transportiert wurde. Die technische Funktionalität des Sternenportals war seinen jetzigen Benutzern ein Rätsel. Es war ein kosmisches Wunder.

»Nun pack endlich deine Sachen aus. Ich möchte so schnell wie möglich unser Quartier wohnlich gestalten.«

Remus betrachtete resigniert seine Ehefrau. Ihre schönen, blaugrünen Augen funkelten giftig, das Gesicht mit den hohen Wangenknochen und den vielen Sommersprossen wirkte verkniffen. Ihr hochgestecktes, brünettes Haar verlieh ihr eine zusätzliche Strenge.

Sie war nicht mit ihm zufrieden. Remus betrachte sich für ein paar Sekunden im Spiegel des Hygienebereichs. Er fuhr mit der Hand durch seinen Bart, musterte die eigenen haselnussbraunen Augen, sein dunkelbraunes, kurzgeschnittenes, dichtes Haar und seufzte.

Seit sechzehn Jahren war er mit Uthe verheiratet. Damals war sie achtzehn gewesen und in den Abenteuern um den sadistischen Zechonen Prosperoh hatten sie füreinander alles riskiert. Doch in den letzten Jahren war ihre Beziehung erkaltet.

Uthe war nicht mehr die Frau, die sie vor den Ereignissen im HELL-Sektor gewesen war, vor der verlustreichen und gefährlichen Schlacht dort, die so viel in ihrer aller Leben verändert hatte. Aus ihrer Angst, ihn zu verlieren, war Kälte geworden, aus ihrem Sarkasmus Verbitterung. Das Erlebte machte ihr zu schaffen. Sie war zunehmend in sich gekehrt, ohne Remus an ihren Gefühlen teilnehmen zu lassen.

Remus litt unter ihren absichtlich unfairen Sticheleien. Sechs Jahre waren seit ihren letzten Abenteuern verstrichen, der Schlacht um den SONNENHAMMER, bei denen sie sich immer noch mit an Bord geschlichen hatte, um ihm nahe zu sein – um dann, traumatisiert, den Schlussstrich unter Unternehmen dieser Art zu fordern.

Er hatte nachgegeben. Doch jetzt war daraus fast schon der Schlussstrich unter ihre Ehe geworden. Ihr zuliebe hatte Remus seinen Posten bei der Sternenflotte des Terrablocks in Cartwheel gekündigt, seine Freunde zurückgelassen, seinen Onkel Henry Portland enttäuscht und seinen Bruder Jan allein in Cartwheel bei der USO gelassen. Er versuchte, ihr das normale Leben geben, das sie sich wünschte. Die Sicherheit, die sie wollte und brauchte. Er liebte sie.

Und anfangs hatte es funktioniert. Doch innerlich wollte Remus sich nicht zufriedengeben. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass seine Familie und Freunde litten, während er tatenlos herumsaß, schlimmer noch, während er wegsah, um einen geregelten Alltag führen zu können. Nach all dem, was ihnen widerfahren war!

Uthe verstand das nicht. Sie hatte die Augen geschlossen und das Unwägbare aus ihrem Leben verdrängt. Nie wieder wollte sie etwas mit Gefahren im Allgemeinen und Cartwheel im Besonderen zu tun haben. Nun stand sie verbissen am Geschirrschrank und ordnete die Tassen und Teller, als seien sie Garanten des kosmischen Gleichgewichts.

Ordnung – Remus’ Karriere verlief von Anfang an unruhig. Er begann als Ausbilder bei der LFT und landete beim Terranischen Liga Dienst als Analytiker und militärischer Berater. Hier hatte er mehr Freiheiten als in der LFT-Flotte, zu der ihn sein Onkel Henry Portland immer wieder drängte.

Doch das hätte er nicht mit Uthe vereinbaren können. Sie weigerte sich. Nun, eigentlich hätte sein Job als Analytiker ruhig auf Terra ausgeübt werden sollen, doch die Zeiten änderten sich. Und Remus genoss es. Sein Bruder riskierte irgendwo vierzig Millionen Lichtjahre von zuhause entfernt Kopf und Kragen. Da konnte und wollte er nicht die Hände in den Schoß legen. Am liebsten wäre er auch nach Siom Som aufgebrochen.

Über geheime Kanäle hatte Onkel Henry ihm in persönlichen Depeschen und Aufzeichnungen einiges an Informationen aus Siom Som weitergeleitet. Deshalb wusste Remus, dass Jan noch am Leben war und zusammen mit Aurec die Stellung in den estartischen Galaxien hielt.

Doch seit dem Angriff des Quarteriums auf Saggittor und Akon war der Kontakt nach Siom Som noch schwieriger geworden. Es gab nun keine Raumschiffe der Saggittonen und Akonen mehr, die unbehelligt durch das Sternenportal fliegen konnten. Der Friede in Cartwheel war vorbei. Zwar gab es auch TLD-Agenten in Cartwheel und Siom Som, doch diese operierten sehr vorsichtig.

Dann war vor wenigen Wochen der Befehl gekommen, nach SOLARIS STATION zu ziehen, um die Auswirkungen des Quarteriums auf die drei Raumstationen nahe des Sternenportals zu beobachten. Der Beobachtungsauftrag kam Remus’ Wünschen entgegen.

Uthe weigerte sich. Remus hatte lange überlegt, ob er den Auftrag annehmen sollte, da er nicht noch mehr Streit mit ihr wollte. Und fürchtete, dass sie ihn wieder verließ, wie damals. Doch glücklicherweise stimmte seine Frau dem Umzug dann doch zu. Ausgerechnet die manchmal sehr naive Yasmin Weydner verkündete, einen Job auf den Raumstationen angenommen zu haben. Und natürlich versuchte sie, ihre Freundin zum Mitkommen zu überreden. Uthe hörte auf Yasmin mehr als auf ihren eigenen Mann. Das war bezeichnend für den Stand ihrer Ehe. Es machte ihn fertig.

Auf der anderen Seite war es Remus ganz recht, dass Yasmin ebenfalls auf SOLARIS STATION wohnte. So hatte Uthe jemanden, mit der sie zusammen sein konnte. Im Moment wollte Remus so wenig Zeit wie möglich mit seiner Frau verbringen, da sie sowieso nur an ihm herumnörgelte und es ständig darum ging, Streit zu vermeiden. Und das nach all den gemeinsamen Erlebnissen, der Auseinandersetzung mit dem pervertierten Sadisten Prosperoh damals. Als sie jedes Risiko eingegangen war, um ihn aus dem Kerker zu befreien – was blieb, war fader Streit. Eine am Boden liegende Ehe.

Remus seufzte resignierend, folgte Uthes Order und räumte seinen Koffer aus. Gerade als er seine Unterhosen im Schrank verstauen wollte, stand Yasmin Weydner mit ihrem unnachahmlichen Grinsen vor ihm.

»Schicke Shorts.«

Peinlich berührt legte Remus seine Unterwäsche in die Schublade. Es gab Freunde auf dem Weg und Freunde im Weg. Yasmin stand ihm definitiv im Weg.

»Schon mal was von Anklopfen gehört?«

Yasmin strahlte übers ganze Gesicht.

Eigentlich hatte sie ein putziges Gesicht mit ihren großen himmelblauen Augen, der einen Tick zu großen Nase und dem schmalen Mund. Ihr rotblondes Haar hing in einer Dauerwelle bis zu den Schultern. Remus erfreute ihr Anblick jedoch nicht besonders.

»Uthe hat mir eine Kopie der Haustürkarte gegeben. Wir sind ja auch quasi Nachbarn. Da gehört es sich so.«

Remus war von dieser Idee wenig begeistert. Zwar hatte Yasmin bei ihm wesentliche Beliebtheitspunkte gesammelt, als sie Uthe überzeugt hatte, nach SOLARIS STATION mitzukommen. Doch deshalb war er noch lange nicht bereit, ihre Anwesenheit jederzeit und überall zu akzeptieren.

Er musterte Yasmin abfällig. Früher hatte er zumindest ihre Figur ansehnlich gefunden. So wie der Gewaltherrscher Prosperoh, der sie unbedingt heiraten wollte. Inzwischen hatte sie aber besonders um die Hüften herum eindeutig zu viel Speck angesetzt. Die tapsige Art hatte sie auch so viele Jahre später nicht abgelegt. Ihre ganze Erscheinung nervte Remus derzeit einfach nur.

Im Gegensatz zu ihm begrüßte Uthe ihre Freundin überschwänglich. So herzlich war sie zu ihrem Mann lange nicht mehr gewesen.

»Willst du mir etwas bei der Einrichtung helfen?«, fragte Uthe.

»Gerne«, bestätige Yasmin Weydner und kicherte. »Besser, wenn wir Frauen das machen.«

Remus hatte die Schnauze voll. Er schnappte sich seine Jacke.

»Ich erkunde mal die Station«, meldete er sich ab und verließ ihr neues Quartier.

SOLARIS STATION glich einer fliegenden Stadt. Jede der Stationen hatte einen Durchmesser von fünf Kilometern. Insgesamt wohnten mehr als sieben Millionen Wesen auf allen drei Konstruktionen. Binnen weniger Jahre hatte sich aus einem kleinen Handelszentrum eine Metropole entwickelt.

SOLARIS STATION besaß zahlreiche kleinere Gänge, aber auch große Hallen, wo sich das Leben tummelte. Dutzende Geschäfte, Bars und Casinos reihten sich an den Knotenpunkten aneinander. Man konnte die Raumstationen mit alten Hafenstädten aus den prärhodanistischen Zeiten vergleichen.

Natürlich ließen sich die quarterialen Soldaten das Freizeitangebot von SOLARIS STATION nicht entgehen. Und oftmals kam es zu Reibereien zwischen Grausoldaten und den Sicherheitsbeamten der Stationen. Da auch stetig mehr Bürger des Quarteriums dort wohnten, kam es immer wieder zu Kompetenzgerangel. Doch die Gesetze der Raumstationen waren eindeutig: Hier wurde das Recht der LFT gesprochen und nicht das Recht des Quarteriums …

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