Ein Vurguzz in Terrania – abc.etüden

Die Lust auf einen Vurguzz trieb sie die Treppe hinunter zum Ausgang der heruntergekommensten Absteige, die man sich in Terrania, der Hauptstadt der Erde, im Jahre 3298 überhaupt vorstellen konnte und die wohl nur deshalb am äußersten Rand des Raumhafens existieren konnte, weil ihr Baumaterial zu billig war, um wiederverwertet zu werden. Vurguzz … das grünliche Kultgetränk aller galaktischen Zivilisationen vertrieb Sorgen, Nöte und Kopfschmerzen bis zum kommenden Tag, an dem sie freilich verdoppelt wiederkehrten – aber das dauerte eben ein bisschen.

Im Nachbarhaus gab es einen Kramladen, in dem sie auch nachts einkaufen konnte, in dem es Alkoholika aus der ganzen Galaxis gab, billige, wohlgemerkt. Doch in der Türöffnung lehnte ein Topsider, eine riesige, schuppige Echse in verschlissener Bordkombination, und schob sich nur widerwillig beiseite, um sie durchzulassen. Der Ladenbesitzer, ein dürrer Mensch mit schütterem blonden Haarkranz und langer Nase, blickte ihr ausdruckslos entgegen, ein entsicherten Paralysestrahler in Griffweite neben sich und vor sich eine Literflasche Vurguzz, die rotierend in einem Antischwerkraftfeld trieb.

Gerade wollte sie darauf deuten, als links neben ihr eine schnarrende Stimme ertönte: »So allein hier in der Nacht, hübsches Fräulein, etwa gar zum Amüsieren und Verlustieren?«.

Der Sprecher schwebte in Höhe der Theke, von vier schwirrenden Flügeln gehalten, einen Schal mit der holographischen Blinkeschrift »FC Terrania« um die drei knorrigen Hälse gewunden, ein halbleeres Glas in jeder der sechs dreifingrigen Krallenhände und eine weitere Literflasche mit Resten der grünlichen Flüssigkeit in den Tentakelfüßen. Dreieckige Facettenaugen zwinkerten ihr zu.

Sie lächelte vage, bedeutete dem Ladenbesitzer mit einer Handbewegung, das Gewünschte einzupacken, bezahlte, nahm ihre Flasche, dann duckte sie sich mit einer fließenden Bewegung unter dem in der Luft taumelnden Besoffenen hindurch, sprang über den zu Boden geplumpsten, gerade jetzt aus dem aufgesperrtem, zahnbewehrten Echsenmund rülpsenden Topsider hinweg und huschte zurück in ihr Wohnhaus. Im 32. Stock erst ließ die würgende Angst nach, die sie plötzlich ergriffen hatte, und sie beschloss wieder einmal, mit dem Trinken aufzuhören.

Diese Miniaturgeschichte ist ein Beitrag zu den abc.etüden, zu denen es eine wöchentliche Schreibeinladung auf  »Irgendwas ist immer« gibt: https://365tageasatzaday.wordpress.com/2017/05/28/schreibeinladung-fuer-die-textwoche-22-17-wortspende-von-gerdakazakou/. Den meisten Teilnehmern dürfte die PERRY RHODAN-Welt fremd sein. Auf meinem Blog gibt es ziemlich viele Beiträge dazu.

4 Comments

  1. Ich bekenne, mir ist die Perry-Rhodan-Welt auch fremd, obwohl ich einen Freund hatte, der dort zu Hause war. Aber ich erkenne Geschichten, die gut geschrieben sind, und dazu gehört deine unbedingt. Danke schön, dass du diese noch nachgeschoben hast, vielleicht gibt es in der Perry-Rhodan-Welt ja auch Kellerdurchbrüche (für die anstehende Woche)? 😉
    Fröhliche Pfingstgrüße
    Christiane („verlustieren“ übrigens vermissend)

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    1. Danke, Christiane.
      Das „verlustieren“ hatte ich verschieben wollen und dabei ging es mir verloren. Ich habe es nachträglich eingesetzt.
      Meine Motivation zur Teilnahme an den abc.etüden ist ungebrochen, sie machen echt Spaß, nur ist halt manchmal die Woche zu kurz.
      Liebe Grüße und ein schönes Pfingstwochenende,
      Alexandra

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